Ende September war es endlich so weit. Früh morgens startete der Bus vom Eifeltierheim zur Wildtierstation TIERART.
Mit dabei: 20 Kinder der Jugendtierschutzgruppe des Eifeltierheims und der Tierschutzgruppe der IGS Salmtal.
TIERART ist eine Wildtierstation der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN. Hier im Saarland bekommen Großkatzen, die unter mangelhafter Bedingung in Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden, ein neues, artgemäßes Zuhause.
Aber nicht nur Großkatzen, sondern auch Polar- und Silberfüchse, ein Serval, Schafe, Waschbären und heimische Wildtiere, die versorgt werden müssen, finden hier einen sicheren Platz. https://www.tierart.de/
Besuch der Jugendtierschutzgruppe bei der TIERART Wildtierstation

Bei TIERART hat jedes Tier eine besondere Geschichte.
Empfangen wurden wir zum Beispiel von Schaf Lulu. Oh, habe ich “Schaf” gesagt? Das möchte Lulu überhaupt nicht hören. Sie hält sich für alles, aber kein Schaf. Warum das so ist? Weil sie als Lamm von einem Menschen mit der Flasche aufgezogen wurde, der sie in der Wohnung halten wollte.
Irgendwann war Lulu dann aber doch zu groß und so kam sie zu Tierart. Natürlich ist es erst einmal lustig, dass sie sich lieber bei den Pflegern aufhält, wenn die eine Besprechung haben und überall ihre Nase reinsteckt, aber ist es auch lustig, dass sie richtige Angst vor ihren Artgenossen hat?
Sobald Lulu Schafe sieht, nimmt sie Reißaus. Und das nur, weil wir Menschen gedacht haben, wir müssten sie, fern von ihrem natürlichen Leben und Artgenossen, in einer menschlichen Wohnung halten. Das finde ich gar nicht lustig.
Besonders mitgenommen waren die Kinder vom Schicksal der Löwin Manuschka. Noch vor wenigen Wochen hat sie tagein tagaus in einem engen Käfig in einem Zirkus verbracht. Ihre tristen Tage waren nur unterbrochen von panikerfüllten Auftritten in der Manege. Wir konnten selber einen Eisenbahnwagon, in dem früher tatsächlich ein Löwe gelebt hat, betreten und die Kinder konnten nicht fassen, dass es tatsächlich in Deutschland erlaubt ist, einen Löwen oder Tiger auf so kleiner Fläche zu halten. Umso glücklicher waren sie, als sie feststellten, dass Manuschka es aus diesem Elend geschafft hat und…. dass sie Manuschka noch am gleichen Tag kennenlernen konnten. Manuschka war tatsächlich bei TIERART und hatte dort ein vorübergehendes neues Zuhause gefunden (mittlerweile wurde sie in eine andere Wildtierstation von Vier Pfoten umgesiedelt, wo sie mit einem Artgenossen vergesellschaftet werden soll).
Die Kinder freuten sich riesig. Waren aber dann auch wieder sehr betroffen, als sie sahen, wie Manuschka sich in ihrem riesigen Gehege verhält, sobald sie Menschen sieht. Wir mussten sehr leise sein und uns sehr langsam bewegen, um ihr, auch von Weitem, keine Angst zu machen, einem eigentlich großen und starken Löwen. Das macht einfach traurig.
Für die Kinder war glasklar, dass sie keine Tiere mehr im Zirkus wollen. ZIRKUS JA, aber OHNE TIERE! Es gibt so viele tolle Alternativen ohne Tiere.
Die Tiger Charlotta und Cara kommen zwar nicht aus einem Zirkus, aber aus einer sehr schlechten privaten Haltung. Kaum zu glauben aber wahr, Cara wurde in einem 6 m² großen Betonschuppen gehalten. Manchmal fehlen einem einfach nur noch die Worte.
Aber auch das Thema Pelz wird bei TIERART gut für Kinder erklärt. Dass die Silberfüchse Mala und Skadi fast als Bommel an einer Mütze oder Kragen einer Jacke geendet wären, dass wollten die Kinder nicht glauben. In der Pelzinfostation konnten wir sehen, wie diese armen Tiere in solchen Fabriken gehalten werden. Die Kinder waren besonders aufmerksam, als wir erklärt bekamen, wie man echten von unechtem Pelz unterscheidet. Aber am allereinfachsten kauft man einfach gar nicht, was nach Fell aussieht, auch wenn es “wahrscheinlich” Kunstfell ist.
Die Kinder waren allesamt begeistert von dem Tag und haben sehr viele Eindrücke mit nach Hause genommen. Und nicht nur das. Am Ende unserer Führung konnten die Kinder noch unter Beweis stellen, was sie alles an dem Tag gelernt haben und es gab etwas zu gewinnen.

Jedem, dem Tiere wirklich am Herzen liegen, dem kann ich nur empfehlen, sich die Tierart Wildtierstation einmal anzusehen. Anstelle von Tierparks, wo Tiere oft unter nicht artgemäßen Bedingungen zu unserer Belustigung gefangen gehalten werden, ist das hier wirklich ein Ort, an dem es rein um das Wohl der Tiere geht. Die Tiere, die hier leben, kämen alleine in freier Wildbahn nicht mehr zurecht. Hier bei Tierart (und den anderen Tierstationen von Vier Pfoten auf der ganzen Welt) bekommen sie ein möglichst artgerechtes Leben, 1000x besser als das, was sie vorher hatten, in einem Zirkus, in einer privaten Haltung oder auf einer Pelzfarm.
Danke an Petra Laux, Gründerin der Tierschutzgruppe der IGS Salmtal, für die tolle Zusammenarbeit und gemeinsame Vorbereitung, an die Betreuer Diana, Mario und meine Namesgefährtin Nadine, unseren Busfahrer Hanni und an Eva und ihr Team bei der TIERART Wildtierstation 💚!
Eure Nadine
Nadine Leisch, Tierschutzlehrerin
(ausgebildet vom Deutschen Tierschutzbund)